Mittwoch, 20. Januar 2016

Geschichten aus 1111 Nächten (64)

Et kütt wie et kütt

Es war einmal ein alter Bauer, der vor den Toren der Stadt im heutigen Nippes lebte. Nur ein einziger Sohn war ihm geblieben – und ein wundervoller Hengst, der ihm bei der Ernte half.
Jedes Kaufangebot hatte der Bauer abgelehnt, als das Tier eines Tages verschwand.
„Da hast du den Salat“, sagten die Leute, „hättest du den Hengst mal besser verkauft.“
„Et kütt wie et kütt“, erwiderte der Bauer, „warten wir mal ab.“
Die Ernte wurde sehr anstrengend für Vater und Sohn. Bald darauf kam der Hengst mit einer Wildstute zurück. Jetzt waren die Dörfler begeistert.
„Du hast Recht gehabt", sagten sie zu dem alten Nippeser. Aber der meinte nur:
„Et kütt wie et kütt, warten wir mal ab.“
Am nächsten Tag begann der Sohn des alten Mannes, das Wildpferd zu zähmen. Beim ersten Ausritt warf ihn dieses so heftig ab, dass er sich beide Beine brach. Die Nachbarn sagten:
„Wieder hast du Recht behalten. Das Glück hat sich als Unglück erwiesen.“
Aber der Alte blieb gelassen und sagte:
„Et kütt wie et kütt, warten wir mal ab.“
Er brachte die Ernte ein, ohne den verletzten Sohn, aber mithilfe der beiden Pferde. Alle hatten genug zu essen.
Ein paar Wochen später begann ein Krieg. Das Land brauchte Soldaten, und alle wehrpflichtigen jungen Männer im Dorf wurden in die Armee gezwungen. Nur den Sohn des alten Mannes holten sie nicht ab, denn er ging an Krücken.
„Nicht zu fassen, was hast du wieder für ein Glück gehabt!“' riefen die Dörfler.
Was der alte Bauer erwiderte, ist nicht überliefert.

Dunkle Geheimnisse allüberall: Ich und der "Maximalpigmentierte", eine Figur aus dem Kyllburger Karneval.


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