Mittwoch, 13. Mai 2015

Geschichten aus 1111 Nächten (59)

„Hängt ihn auf, er ist Kölner.“

Eine orientierungslos durchzechte Nacht führte den triefäugigen Anton einst nach Düsseldorf. Seine voluminöse Nase tropfte, ihm war übel und bitterkalt. Weil er nach 4711 roch, ein Ostermann-Lied vor sich hin pfiff und ganz in Gedanken einen Dom in die beschlagene Scheibe eines geparkten Porsche zeichnete, erkannte man ihn sogleich als Kölner.
„Hängt ihn“, schrie einer aus der Menge, „der Kerl ist Kölner.“
„Hängt ihn auf“, stimmte der nächste ein.
Und bald schon schrie die ganze Königsallee: „Hängt ihn auf, der Kerl ist Kölner.“
Nun gilt der kölsche Tünnes nicht gerade als der Hellsten einer, aber in diesem Moment ging es ums nackte Überleben. Also erklomm er das Vordach des Louis-Vuitton-Shops und rief der wutschäumenden Menge zu:
„Ihr wollt mich umbringen, weil ich Kölner bin. Bin ich denn, weiß Gott, nicht gestraft genug, kein Düsseldorfer zu sein?!“
Daraufhin brachen die Düsseldorfer in Beifallsstürme aus, halfen dem Anton vom Dach herunter und geleiteten ihn sicher bis zur südlichen Dorfgrenze.



Volkszorn

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