Mittwoch, 9. April 2014

Geschichten aus 1111 Nächten (51)

Hundeklettern am Dom

Es war im Jahr des Hundes, als sämtliche Herrchen der Stadt zu einem Wettbewerb geladen wurden: Wessen Kläffer es schaffe, den Dom von außen zu erklettern, dem werde vom Kardinal eine eigene Messe gelesen.
Kein Kölner Hundebesitzer wollte sich diese Chance entgehen lassen, und so erschienen am besagten Tag die herrlichsten Doggen, ausdauerndsten Schäferhunde und kräftigsten Mastinos auf der Domplatte. Mitten unter ihnen: der völlig verkaterte Tünnes mit seinem uralten, schlappohrigen Dackel.
„Nie und nimmer“, raunten die Zuschauer. „Nie und nimmer erreicht auch nur ein Hund den Glockenturm. Geschweige denn die Domspitzen.“
Immer lauter wurde das skeptische Gerede, bis es auch die kletternden, japsenden Hunde ansteckte. Einer nach dem anderen gab auf, fiel hinab oder musste auf halber Höhe gerettet werden. Nur des Tünnes alter Dackel krallte sich weiter in den Sandstein und kraxelte tapfer weiter. Als er schließlich die Spitze des Südturms erklommen hatte, drehte er sich zum ersten mal um und schickte seinem Herrchen einen treuherzigen Blick nach unten.
Die Besitzer der Nobelhunde zogen beschämt von dannen, die Zuschauer jedoch bedrängten den Tünnes.
„Sag uns, werter Anton, wie hat dein Dackel das geschafft, wo sich doch alle anderen durch unser defätistisches Gemurmel entmutigen ließen?“
„Ganz einfach“, entgegnete Tünnes, „mein Waldi ist seit fünf Jahren taub.“

Wille ist stärker als Drogen

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