Mittwoch, 30. Oktober 2013

Geschichten aus 1111 Nächten (44)

Der Düsseldorfer, der Wolf, die Prinzessin und der Baum

Ein mürrischer kleiner Düsseldorfer machte sich auf den Weg nach Köln, um sich beim heiligen Willy über sein Schicksal zu beschweren: „Warum, lieber Willy, wurde ich ausgerechnet in diesem unseligen Dorf an der Düssel geboren?“ wollte er den weisen Mann fragen.
In Dormagen begegnete er einem Wolf, dem er von seinem Vorhaben erzählte.
„Dann frag doch mal den heiligen Willy“, entgegnete der Wolf, „ob ich wirklich nur geschaffen wurde, um hier zu verhungern.“
Der Düsseldorfer versprach es und traf in Worringen eine Prinzessin. Als sie von seinem Plan hörte, bat sie ihn: „Frag den heiligen Willy, warum ich, die ich doch jung, hübsch und gesund bin, dennoch unglücklich dahinlebe.“
Der Reisende sagte auch dies zu. Auf dem Marsch durchs Nippeser Wäldchen sprach ihn schließlich ein Baum an: „Sag dem Willy, dass es schrecklich ist, als Baum ganz ohne Laub dahinzuvegetieren. Lieber will ich sterben.“
Endlich erreichte der Düsseldorfer den Kölner Heiligen, der gerade in seinem Beichtstuhl saß und eine Pulle Messwein vertilgte. Nachdem der Gast seine Klagen vorgebracht hatte, erhob Willy seine donnernde Stimme: „Ich gebe dir eine Chance, du Männchen. Ergreife sie, dann wirst du reich und glücklich.“
Danach gab er ihm auch noch alle anderen gewünschten Antworten, bevor er sich wieder seinem Fläschchen widmete.
Der Düsseldorfer traf auf dem Rückweg den Baum und sagte: „Unter deiner Wurzel liegt ein Goldschatz, der dich vom Wasser trennt. Wird er geborgen, wirst du auch wieder sprießen.“
„Na, dann fang doch schnell an zu graben“, frohlockte der Baum, „und nimm dir das Gold.“
„Nein“, entgegnete der Düsseldorfer, „der heilige Willy von Köln hat mir eine Chance gegeben. Ich muss nach Hause und sie nutzen.“
Bald darauf stand er vor der unglücklichen Prinzessin.
„Der Weise sagt, du brauchst einen Ehemann, um glücklich zu werden.“
„Dann heirate mich, Düsseldorfer, ich bin dein!“
Aber der Düsseldorfer antwortete: „Nein, Gott hat mir eine Chance gegeben ...“
Und wer jetzt noch immer nicht weiß, was mit dem Manne geschieht, wenn er den Wolf wiedertrifft, der kommt mit ziemlicher Sicherheit aus Düsseldorf.

... zo Foß noh Kölle ...

Wer diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch zugeschickt bekommen möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

Keine Kommentare: