Mittwoch, 16. Januar 2013

Thekentänzer (64)

Drinking Männi Manni

Englisch kann er nicht so gut, aber er trinkt gerne Guinness. Und deshalb sitzt Thorsten an diesem trostlosen Nachmittag wohl auch beim Iren rum. Kaum hat sich das amerikanische Touristenpärchen in die Thekennische gequetscht, legt er los:
„Einmal äwri wiek, ich in se Airisch Papp. Wer ar ju from?“
„Louisiana“, sagt die Frau mit den vielen Einkaufstüten. Das Jeanshemd ihres Mannes steckt in einer Jeanshose, die wiederum in wildledernen Cowboystiefeln endet. Die beiden revanchieren sich, indem sie nun Thorsten nach seiner Herkunft fragen.
„Ai äm from Leverkusen“, sagt er und macht eine Kunstpause, bevor er fortfährt: „Ai ßi it in jur feiß, sätt ju ßink, ai äm eine Tablette. Sät is se problem wiß Leverkusen.“
Aber die Amerikanerin antwortet nur: „Liverpool?“
Der Alter Markt ist inzwischen schneebedeckt. Männer schlagen ihre Mantelkragen hoch, Frauen binden sich die Schals übers Haar. Vor den anderen Kneipen stehen frierende Raucher, die zu sagen scheinen: Bleib bloß, wo du bist!
Weil weder die Kellnerin noch ich wissen, wie man „Praktikum als Orgelbauer“ übersetzt, beginnt Thorsten auf der Theke zu klimpern. Er verfällt in einen leiernden Singsang, schwenkt Kopf und Schultern und arbeitet dazu mit den Füßen auf imaginären Pedalen.
„Horowitz“, sagt die Frau.
„Jess, so ähnlich“, sagt Thorsten und leert zwischen zwei Akkorden sein Pint. Der tiefe Schluck scheint ihn auf andere Gedanken zu bringen:
„Drinking männi manni.“
Dann geht er in die Hocke, bückt sich nach vorn und tut so, als hebe er etwas Schweres vom Boden. Irritierenderweise stöhnt er nun sogar beim Sprechen:
„In mai Papp in Leverkusen, se Wirtin giffs mi Averna, wenn ai kärri se Bierkästen in se Keller. Sätt is greit for mi.“
Thorsten wechselt nun von den kölschen Trinkgewohnheiten zum Essen, aber wie man „Reibekuchen mit Apfelmus“ übersetzt, kann ihm niemand sagen. Also schält er eine „Poteito“, die er anschließend auf dem Tresen zubereiten will. Die Amerikaner kommen ihm jedoch zuvor: „We have to go“, sagt die Frau, und dann sind sie auch schon durch die Tür.
Draußen, im Schneegestöber, schütteln sie einhellig den Kopf, während sich Thorsten glücklich zu mir dreht:
"Und wo kommst du her?"

... und die Wirtin spendiert´n Averna

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