Mittwoch, 14. November 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (29)

Der Duft von Hopfen und Malz

Es war in jener Zeit, da Anton keinen Pfennig auf der Tasche hatte. Seit Tagen schon hatte er nichts Ordentliches gegessen, geschweige denn ein leckeres Kölsch getrunken. Eines Morgens jedoch gedachte er seines alten Kumpels Jean, der reich und Besitzer eines florierenden Brauhauses in der Altstadt geworden war. Und da kam dem Anton eine Idee.
Sein erster Weg führte ihn zur Stadtsparkasse, wo er sich am Wasserspender einen Plastikbecher abfüllte. Mit diesem marschierte er sodann zum Brauhaus des Jean. Vorn an der Schwemme duftete es herrlich nach Hopfen und Malz, und genau in diese Schwaden hinein hielt er seinen weißen Wasserbecher. Dann trank er ihn aus.
Der ebenso geizige wie verschlagene Jean jedoch hatte dies beobachtet. Er kam aus seinem Beichtstuhl geschossen und begann sofort zu keifen: Anton habe den Duft zu bezahlen. Andernfalls werde Jean seine Cöbesse anweisen, den Schmarotzer in den Rhein zu schmeißen.
Anton war der Verzweiflung nahe, zumal er nicht einmal schwimmen konnte. Aber aufs Neue kam ihm ein rettender Einfall:
„Hat vielleicht einer von euch eine Münze bei der Hand?“ fragte er in die Cöbes-Runde. „Dann möge er sie mir für einen Augenblick leihen.“
Man gab ihm die Münze. Anton warf sie auf die Fliesen und sagte zum ungläubig starrenden Jean:
„Hör genau auf das Geräusch, du Hund. Denn damit bist du bezahlt.“

Der Eine hat´s, der Andere nicht

Wer diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch zugeschickt bekommen möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

Keine Kommentare: