Mittwoch, 29. Februar 2012

Fundstücke (16)

Isses nass, trink´s; isses trocken, rauch´s

Garde-Maß 0,2 l

Ich schau den blauen Schwänen zu
und fange an zu schunkeln
denn wenn ich blaue Schwäne seh
denk ich an Garde-Kölsch

(aus dem Jochen Arlt-Gedicht „Blaue Schwäne (ein weißes Boot aus Mondorf)“, Teil des Gedichtbands „Zick Zack Eigelstein“)


Ein schöner Romananfang

Der Harfenist war eben von der Bühne gefallen und hatte sich am Bierglas eines italienischen Touristen den Kopf blutig geschlagen.

(aus: Pete McCarthy: McCarthy´s Bar, 1. Satz)


Die gute alte DDR

Wer noch einmal eine richtige „DDR-Kneipe“ erleben will – und das meine ich positiv –, der findet sie da! Da kann man noch für´n Zehner satt und besoffen rausgehen!

(Ein unbekannter Gast auf der Homepage der Pankower Kneipe „Zum Feierabend“)


Patriotischer Appell anno 1925


Roadie-Mantra

Isses nass, trink´s; isses trocken, rauch´s;
Bewegt es sich, rammel´s; bewegt es sich nicht,
Wirf´s hinten auf den Truck.


Torschlusspanik

Gast, ängstlich: „Wann macht ihr zu?“
Wirt, nachdenklich: „Oktober.“

(Kneipengespräch)


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Mittwoch, 22. Februar 2012

Coloniales (32)

Ruut un Wieß sind unsere Farben


Gesammelt auf den ersten hundert Metern der Bonner Straße ab Chlodwigplatz.


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Mittwoch, 15. Februar 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (19)

Wie das Kölner Dreigestirn entstand

Als der heilige Willy auf dem Sterbebett lag, rief er seine drei treuesten Jünger zu sich.
„Ich kann nit mieh, et jeit nit mieh“, sagte er schwach, „aber mein Wille geschehe auch nach meinem Ableben: Ihr Drei sollt die zukünftigen Herrscher der Stadt werden. Auf dass meinen Kölnern die gute Laune allzeit erhalten bleibe.“
Und so gab er einem jeden der Drei einen Taler: „Erwerbt davon genug, um unsere Hütte zu füllen. Wer diese Aufgabe am besten löst, soll mein Prinz werden.“
Die jungen Männer zogen los. Der erste, ein Zärtling vom Heumarkt, setzte seinen Taler in Daunen um. Diese jedoch häuften sich in des heiligen Willys Hütte nur bis zur halben Höhe. Der zweite, ein Roggendorfer Landei, kaufte billiges Stroh ein, das den Raum jedoch auch nicht in Gänze verfüllte. Der dritte Eleve hingegen, gebürtiger Klettenberger, erwarb nur einen einzigen Gegenstand: eine Kerze. Als der heilige Willy zu Sterben kam, entzündete er sie, und in der Hütte ward, vom Boden bis zur Decke und in den hintersten Winkel, Licht.
„Wohlan“, krächzte Willy seine letzten Worte, „du, mit deinem Stroh, sollst der närrische Bauer sein. Jener hingegen, der kleine Federkiel dahinten, nun, er gebe die jecke Jungfrau. Und du, Sohn des Lichts, tritt vor! Du sollst der schnieke Prinz sein. Und als Dreieinigkeit nenne man euch: Trifoleum!“



Auch die beiden freundlichen Löwen von St. Maria im Kapitol haben immer gute Laune






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Verlag und Autor bedanken sich für die zahlreiche Beteiligung an der Verlosung aus der Vorwoche. Gewonnen hat Herr Rich Schwab, wohnhaft bei Köln.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Coloniales (35)

Mir klääve am Lääve

Karneval, das ist die Zeit der Sessionshits. Und wenn am Eigelstein de Musik spillt, dann schlät dat Hätz vun dr Welt mal wieder in Kölle. Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche, das wünschen sich nicht nur der treue Husar und der durstige Sultan. Aber echte Fründe stonn ja zosamme, die sagen nicht schnöde „Buenos Dias, Mathias“, sondern „Drink doch eine met!“ Schließlich ist nicht nur dat Wasser vun Kölle jot, sondern auch das Bier. Das schmeckt en dr Kamellebud genauso gut wie en dr Kayjass Numero Null in unserem Veedel. Und auch auf dem Müllemer Böötche heißt es dann wieder: Marmor, Stein und Eisen bricht, aber mr losse dr Dom in Kölle. Mir klääve am Lääve, das gilt für die Linda Lou genauso wie für dat Schmitzebilla. Beinah, beinah hätt ich se jebütz, damals, es war in Königswinter bei griechischem Wein. Denn schließlich bin ich ene Räuber und schenke jeder Ahl gern e paar Blömcher. Kölsche Junge un Mädcher sind wir, und wenn et Trömmelche jeit, dann ist auch bald Polterovend in dr Elsaßstrooß.
In diesem Sinne: Allen eine superjeile Zick, Viva Colonia und Winke Winke. Denn ein jeder bedenke: Am Aschermittwoch ist alles vorbei.

Wer herausfindet, wie viele Karnevalslieder in diesem Text versteckt sind, gewinnt vielleicht ein Essen mit dem Autor.

Sind es:
a: 26
b: 28
oder c: 30?

Ausgelost wird unter allen richtigen Einsendungen. Die Antworten mailen an: thekentaenzer@netcologne.de, Einsendeschluss:Dienstag, 14.2.2012

 Der treue Husar geht dieses Jahr im Adamskostüm

Mittwoch, 1. Februar 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (18)

Das heilige Zittern

Anton und Jean, die beiden alten Streithansel, saßen auf einer Bank am Rheinufer. Das Fläschchen Bier in ihren Händen ging gerade zur Neige, und unter Antons dicker roter Nase qualmte die letzte Camel ohne. Das drohende Ende des Idylls schien ihn nervös zu machen, rief er doch plötzlich aus:
„Unser Pastor ist zehnmal besser als eurer.“
Und dazu muss man wissen: Anton wohnte seinerzeit in Ehrenfeld, Jean hingegen, der schielende Filou, in einer Villa in Bayenthal.
„Nie im Leben“, reagiert Jean prompt.
„Oh doch“, rief Anton. „Unser Pastor hat einen so starken Glauben; der ist von einer solchen Ehrfurcht vor Gott beseelt, dass er den ganzen Tag zittert. Und nachts muss er in seinem Bett festgebunden werden, weil er sonst vor lauter Zittern herausfiele.“
Jean schien wenig beeindruckt: „Das ist doch noch gar nichts“, erwiderte er. „Denn unser Pastor in Bayenthal ist dermaßen heilig, dass im Gegenteil der liebe Gott vor ihm zittert. Das hättest du jetzt nicht gedacht, was?“
In diesem Moment regte sich etwas hinter ihnen im Gras. Da hatte vorhin noch ein kleines, buckliges Männchen geschnarcht, das den beiden aber schon seit geraumer Zeit zuhörte. Nun sprang es hoch, baute sich leicht wankend vor ihnen auf und stellte sich als Hermann vor, genannt Manes. Und furchtbar stotternd und speiend hob der Manes an:
„Ihr zwei habt doch überhaupt keine Ahnung, was heilig ist. Da solltet ihr nämlich erstmal unseren Pastor in Kalk erleben, der ist noch heiliger als der Heilige Willy persönlich!“
Anton und vor allem Jean lachten hämisch in sich hinein bei der Erwähnung jenes Veedels. Aber der Spaß sollte ihnen vergehen.
„Der hat zuerst auch geraume Zeit gezittert wie Espenlaub. Irgendwann später dann fing Gott an, vor ihm zu zittern, dass es gar nicht mehr aufhören wollte. Und dann holte sich unser Pastor ein Fässchen Messwein aus dem Keller, setzte sich, wie es seine Art war, auf die stille Orgelempore und begann, ernsthaft nachzudenken. Und was glaubt ihr, was er dann tat?“
Anton und Jean konnten ihre Neugier kaum verhehlen und drängten den Manes, seine Geschichte zuende zu bringen.
„Nun ja“, fuhr dieser endlich fort. „Unser lieber Pastor ging dann also zu Gott, und er fragte ihn: ´Hör mal, Gevatter, warum zittern wir eigentlich?´“


Historisches Taufbecken, Kalk (um 1823)


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