Mittwoch, 5. Oktober 2011

Fundstücke (12)

Das Mittel ist probat

Kaiser

Die Eifel:
Zum Jagen: Hervorragend!
Für Manöver: Erstklassig!
Zum Wohnen: Unmöglich!


(Kaiser Wilhelm II. am 15. Oktober 1913)


Kirmes

Und Kirmes wurde gefeiert. Sie brachte einmal eine Abwechslung in den eintönigen Alltag. Verwandte und Freunde aus nah und fern stellten sich ein. Berge von Bunnes, Reis-, Grießmehl- und Streufladen wurden vertilgt. Die Schnapsflasche kreiste in der Runde und das Tanzbein wurde bei fröhlichem Umtrunk geschwungen. Wehe dem Eintretenden, der das dargereichte Glas zum Freundschaftstrunk verweigerte. Feinfühlend war der Dörfler trotz aller Bescheidenheit und treu blieb er dem alten Brauchtum.


(Lehrer Herber, Ahrweiler, Heimat-Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1953)


Knochen

Da kommt vor drei Wochen ein netter, schmächtiger junger Mann hier in meine Amtsstube und fragt mich: ´Herr Justizrat, wer hat in der Ehe zu sagen?´
Ich antworte: ´Das kommt drauf an; in manchen Dingen der Mann, in den meisten die Frau.´
´Nein, ich meine nicht praktisch, sondern juristisch´, formulierte er ganz geschickt.
´Juristisch hat der Mann zu sagen´, erklärte ich ihm. (...)
´Und nun erklärt meine Frau, sie zieht nicht zu mir in das kleine Häuschen.´ (...)
´Schreiben Sie Ihrer Frau´, rate ich ihm, ´sie soll nicht riskieren, noch jemals Ihre Schwelle zu betreten; Sie würden ihr alle Knochen kaputtschlagen und sie hinauswerfen. Wenn Sie das schreiben, kommt sie sofort.´

(aus: Heinrich Krautwig: Ein Landnotar, Roman, Schleiden 1951, zitiert nach: Küche, Kinder, Kirche, Aus dem Leben der Frauen in der Eifel)

Eine echt harte Gegend: die Eifel


Kahl

Ein kahler Boden, Gebirge mit nackter Oberfläche, aus deren Eingeweiden man mühsam Eisen hervorzieht – eine schneidend kalte Luft, wie bei uns mitten im Winter; mit diesen Zügen lässt sich die unwirtschaftliche Landschaft malen, in die wir kamen, nachdem wir Jülich verließen. Die Städte tragen das Gepräge der Verarmung, worin sie die französische Herrschaft oder Unterjochung stürzte. Um in einer so jämmerlichen Gegend auch noch des mindesten Beistands beraubt zu sein, waren alle Dörfer verlassen. Die Bauern flohen bei unserer Annäherung entweder in feste Plätze oder nach den Wäldern, und schleppten von ihren Habseligkeiten, soviel sie konnten, mit sich fort. Kurz, es gebricht uns, den vorenehmsten Offizieren, wie den Gemeinen an Allem, und ich brauche nur zu sagen, dass die Schottländer behaupten, in ihrem Hochlande würde ein Heer besser gelebt haben.

(Mr. Hare, Hauskaplan des engl. Feldherrn Marlborough, in einem Brief von 1705 über die Eifel)


Kur

Die Mönche und geistlichen Herren des Ahrtals haben vorlängst die Regel entdeckt, dass man den Weißen Wein trinken soll als Kur wider den zu stark genossenen Roten: Das Mittel ist probat.

(Gottfried Kinkel 1849)


Wer diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch zugeschickt bekommen möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

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