Mittwoch, 10. August 2011

Geschichten aus 1111 Nächten (11)

Hüpfende Fische

Anton und Jean waren auf dem Weg zu einer Feier im Rechtsrheinischen. Weil Anton zu knapp bei Kasse und Jean zu geizig war, beschlossen sie, zu Fuß zu gehen. Eben überqueren sie die Deutzer Brücke, als sich folgender Dialog entspinnt:
Anton: „Ich habe fürchterlichen Durst.“
Jean: „Oh Gott, ich auch, vielleicht sollten wir zur Ablenkung ein bisschen philosophieren.“
„Nein, auf keinen Fall!“
„Schau doch mal, da unten, der Rhein. Und wie die Fische vor Freude in die Luft springen.“
„Du bist doch gar kein Fisch. Du bist doch bloß der Jean. Wie also kannst du wissen, was Fischen Freude bereitet?“
„Lieber Anton, du hast zwar eine dicke rote Nase, aber das Hirn eines Herings“, erwiderte Jean. „Und du bist ganz sicher nicht ich. Wie kannst du also wissen, dass ich nicht weiß, was Fischen Spaß macht?“
„Und du bist ein schmieriger Aal. Schon immer gewesen. Es stimmt, ich bin nicht du, und da bin ich auch froh drum. Ich weiß nicht, was du weißt und was nicht. Aber eines weiß ich ganz gewiss, nämlich, dass du kein Fisch bist. Und also weißt du auch nicht, ob die Fische vor Freude hüpfen oder vielleicht weil sie Durst haben.“
„Wir wollten doch nicht über den Durst reden. Aber lass mich noch einmal auf deine Eingangsfrage zurückkommen. Du hast mich gefragt: ´Wie kannst du wissen, was Fischen Freude bereitet?´ - Und so, wie diese Frage formuliert ist, räumst du bereits ein, dass ich die Antwort weiß.“
Anton gestand sich ungern ein, dass Jean recht hatte. Vor allem, weil sein schielender Freund schon immer ein furchtbarer Besserwisser gewesen war. Aber dieses Mal musste er nachgeben.
„Na gut, das gebe ich zu. Aber wie konntest du es wissen?“
„Ganz einfach, mein Lieber, ganz einfach: Indem ich die Deutzer Brücke überquerte.“

Die Deutzer Brücke, 2. v.u.


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