Mittwoch, 16. März 2011

Geschichten aus 1111 Nächten (4)

It never rains in Düsseldorf

Es trug sich zu in jenen Tagen, da der Rhein so furchtbar dreckig war, dass er zu nichts mehr taugte. Anton hatte lange geschlafen und nach einem ausgiebigen Frühschoppen entschieden, ein wenig das erweiterte Umland seiner Heimatstadt zu erkunden. Und so gelangte er nach Düsseldorf.
Meteorologische Verwerfungen und der Wettergott hatten dafür gesorgt, dass dortselbst seit Monaten kein einziges Tröpfchen Regen gefallen war. Die Einwohner litten schlimmen Durst, auf den Feldern verdorrte die Ernte. So groß war der Kummer, dass sie in Anton den Heilsbringer erkannten, der sie aus ihrer Not befreien würde.
„Lieber Kölner, kannst du uns Regen bringen?“ bettelten sie ihn an.
„Natürlich kann ich das“, antwortete Anton ohne Umschweife. Und dann verlangte er, dass man ihm eine große Wanne frischen Wassers bringe.
„Wasser, lieber Anton, ist doch genau das, was uns fehlt! Willst du Spaß treiben mit unserem Elend?“
„Ohne Wanne Wasser kein Regen“, sagte Anton entschieden.
Und so sammelten die Düsseldorfer ihre letzten Wasservorräte ein und füllten Anton die Wanne.
Dieser ließ ein großes Feuer entfachen, mit dem das Wasser erhitzt wurde. Nachdem etwas Seifenlauge addiert worden war, zog Anton seinen Mantel aus und ließ ihn von einer örtlichen Magd ordentlich durchwaschen. Danach verlangte er eine weitere Wanne mit frischem Wasser.
„Aber Anton!“ schrien die Düsseldorfer. „Was willst du denn nun mit einer weiteren Wanne Wasser? Siehst du nicht, wie schlecht es uns geht!“
„Ohne Wanne Wasser kein Regen“, wiederholte Anton.
Und so zogen die Düsseldorfer los, um die letzten bislang versteckten Vorräte zusammenzuklauben. Mit äußerster Mühe und gegen arge Widerstände trugen sie eine weitere Wanne Wasser zusammen.
Anton schien zufrieden und ließ den eingeseiften Mantel im klaren Wasser gründlich auswaschen. Dann verlangte er nach einer Wäscheleine.
Die Düsseldorfer, verzweifelt und am Ende ihrer Kraft, erfüllten ihm auch diesen letzten Wunsch. Kaum aber hatte Anton seine Kleidung an den Klammern befestigt, begann es zu regnen, kräftige Schauer benetzten die darbende Erde.
„Wusst ich´s doch“, hob der Anton an, „immer wenn ich meinen Mantel zum Trocknen aufhänge, fängt es an zu sicken.“

Düsseldorfer Wasser ist von Natur aus nie ganz klar


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