Mittwoch, 23. März 2011

Coloniales (30)

Friedrich und sein Kölner Wiedergänger

Wer immer in Köln seine Flegeljahre verbringt, fährt zahllose Male über den Hohenstaufenring, um vom Zülpicher Platz aus in die Saufmeile zu fallen. Der berühmteste Hohenstaufe heutzutage ist Friedrich Barbarossa, also der vom gleichnamigen Platz. Weitaus stärker verehrt wurde aber zunächst sein Enkel und Nachfolger auf dem Kaiserthron, Friedrich II.
Wie alle Hohenstaufer war er Schwabe, und wie manche Herrscher hatte er schräge Interessen, die er mithilfe abseitiger Experimente verfolgte. So wollte er zum Beispiel in Erfahrung bringen, welche die Ursprache sei. Dazu ließ Friedrich II. etliche Neugeborene von ihren Müttern entfernen. Den Ammen befahl er, jene weder zu liebkosen noch je anzusprechen. Mit Spannung wartete der Kaiser darauf, ob die Kinder wohl in Hebräisch, Griechisch, Latein, Arabisch oder in der Sprache ihrer Eltern zu sprechen begännen. Nichts davon geschah, die armen Wesen starben allesamt am totalen Liebesentzug.
Und um herauszufinden, auf welche Art man besser verdaue, ließ er zwei Männern ein reiches Mahl vorsetzen. Danach schickte er den einen zur Jagd, den anderen ins Bett. Schließlich ließ er beiden den Bauch aufschneiden und erwartete das Urteil seiner Ärzte.
Als Friedrich II. starb, ging schnell die Rede um, er werde eines Tages zurückkehren, um das Reich zu einen. Wegen des markanten Bartes seines Großvaters fiel die edle Bürde jedoch im Laufe der Jahrhunderte dem Barbarossa zu. Und seine Wartehalle wurde bekanntlich der Kyffhäuser, nach dem die Ergänzungsfurt des Kwartier Latäng benannt ist.
Zunächst jedoch, noch im 13. Jahrhundert, tauchten zahllose Scharlatane auf den deutschen Dorfplätzen auf, die sich allesamt als wiedergeborener Staufenkaiser ausgaben. Der erste trat 1283 in Köln an die Öffentlichkeit. Im Buch „Barbarossa“ heißt es über ihn: „Er sagte, er sei Kaiser Friedrich, und viele glaubten ihm. Er führte auch zwei Mohren und Maultiere mit und wusste vieles, was nur einer wissen konnte, der den Kaiser genau gekannt hatte. In der Stadt Neuss jubelte ihm das Volk zu, aber in Wetzlar (und jetzt geht es leider ganz schnell, B.I.) wurde er später verbrannt.“
Und was das Verdauungs-Experiment betrifft: Die Mediziner entschieden, dass jener, der geruht hatte, die bessere Verdauung gehabt habe. Dasselbe gilt auch für Katerkuren.

Saufen wie die Hohenstaufen, Futtern wie bei Muttern


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Und hier noch ein Tipp: Der Bettler vom Kölner Dom
Die Doppel-DVD präsentiert eine neue, digital restaurierte Fassung des Stummfilms Der Bettler vom Kölner Dom von Rolf Randolf aus dem Jahr 1927 mit zwei neuen Musikbegleitungen: eine Orchestermusik von Pierre Oser, entstanden im Auftrag und eingespielt vom WDR-Rundfunkorchester, und der Mitschnitt einer Live-Improvisation von Günter A. Buchwald bei den Internationalen Stummfilmtagen in Bonn 2010. Außerdem bietet die DVD die ersten Köln-Filme der Gebrüder Lumière, Werbe- und Dokumentarfilme sowie Wochenschauberichte über Köln, die in der Stummfilmzeit entstanden sind. Sehr schöne Sache, ganz wundervoll nicht zuletzt die frühen Werbetrickfilme für Stollwerck-Schokolade.
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