Mittwoch, 23. Dezember 2009

Coloniales (27)

Jakob und die Renaissance

Die Kölner Architekturgeschichte wird in erster Linie durch den gotischen Dom und die romanischen Kirchen geprägt. Aber auch die Renaissance hat hier ihre Spuren hinterlassen, etwa in Form der Rathauslaube oder des Lettners von St. Maria im Kapitol. Um ein komplettes Renaissance-Gebäude handelt es sich beim Haus Bachem – laut manchen Quellen „Im Bachen“ – an der Ecke Großer Griechenmarkt und Bachemstraße. Wie die Maueranker unter dem prächtigen Doppelgiebel ausweisen, stammt es aus dem Jahr 1590. Ursprünglich soll hier der Hof eines erzbischöflichen Kämmerers namens von Bachem gelegen haben. Spätestens im 19. Jahrhundert, das ist belegt, übernahmen dann die Brauer das Zepter. Möglicherweise trat irgendwann in den 1820er oder früher 1830er Jahren ein kleiner Cellist namens Jakob hier auf, der mit seinen Eltern gleich nebenan am Großen Griechenmarkt wohnte und dort auch 1819 geboren worden war. Dass er bereits in frühem Alter in Gasthäusern musizierte, ist bekannt, denn der kleine kölsche Junge mauserte sich zu einem berühmten Komponisten. Weil er nach Frankreich ging, wurde aus Jakob Jacques. Sein Nachname, Offenbach, blieb. Seit
Die Brauerei-Tradition in Haus Bachem endete 1880, und historische Fotos belegen, dass das Gebäude in den Folgejahren zusehends verfiel. Wie durch ein Wunder jedoch war es in weitem Umkreis das einzige, das die Bombardements und Feuersbrünste des Zweiten Weltkriegs nahezu unbeschadet überstand. Erhalten blieb auch das sogenannte Hangstüffje, die ins hohe Erdgeschoss eingehängte Kammer, wie sie sich etwa auch im Brauhaus Im Walfisch (Salzgasse 13, von 1626) findet. Dort in der Altstadt hört man auch das frisch renovierte Glockenspiel des Rathausturms. Täglich um 18 Uhr serviert es ein Potpourri mit Melodien Jacques Offenbachs, darunter die „Barkarole“ aus „Die Rheinnixen“, der „Cancan“ aus „Pariser Leben“, der „Galopp infernal“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ und „Klein Zack“ aus „Hoffmanns Erzählungen“.


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