Mittwoch, 20. Mai 2009

Coloniales (16)

Das Maurische Zimmer

Im Museum für Angewandte Kunst, Abteilung Historismus, stehen ein paar Möbelstücke des „Maurischen Zimmers“. So genannt von seinem Besitzer, dem Kölner Johannes Fastenrath. Der Raum wirkte schon museal, bevor er im Museum landete. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wohnten die Fastenraths, Johannes und Louise, in einem Haus am Kölner Neumarkt. Fastenrath (1839-1908) war der Sohn einer Remscheider Kaufmannsfamilie, die 1847 nach Köln übersiedelte. 1860 promovierte er als Jurist und wurde kurzzeitig Referendar beim Kölner Landgericht, bevor er beschloss, sich ausschließlich der Literatur zu widmen. Vier Jahre später brach er zu seiner ersten Spanienreise auf, die ihn nachhaltig begeistern sollte.
Bis 1869, als er das Land zum zweiten Mal besuchte, hatte Fastenrath spanische Stücke übersetzt und eine Reihe von Gedichtsammlungen publiziert, die sich an alt- und neuspanischen Vorbildern orientierten. Diese Leidenschaft trug ihm mehrere spanische Preise ein und öffnete ihm die Türen zur literarischen Nobilität des Landes. 1868 ernannte man ihn gar zum Ehrenbürger der Stadt Sevilla.
Nach und nach füllte sich das Maurische Zimmer am Neumarkt mit Mitbringseln seiner Reisen. Heutzutage im Museum wirkt der Raum – auf grauem Untergrund und um einige Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände ärmer – ein wenig steril. Aber mithilfe des Originalfotos gelingt es dem Betrachter, sich in diesen exzentrischen Geschmack, diesen völlig überladenen Ort einzufühlen. Neben zwei mit Perlmutt, Seide und Schnitzereien verzierten Sofas sind hier unter anderem zwei Stierkampf-Figuren ausgestellt: Banderillero und Espada. Die Bronzen stammen aus dem Paris der 1880er Jahre. Unwesentlich jünger kommt ein ebenfalls bronzener Figaro daher, der – Gitarre auf dem Rücken, Feder in der Hand – zugleich den Dichter und den Musikus gibt. Sein Besitzer Fastenrath wurde im Mai 1893 zum ersten Vorsitzenden der „Literarischen Gesellschaft Köln“ gewählt. Der kölsche Spanier behielt das Amt bis zu seinem Tode. Sein Nachlass wird übrigens (oder wurde?) vom Historischen Archiv der Stadt Köln verwaltet.

Und was schrieb er so, der Johannes Fastenrath? - Im Jahr 1865 veröffentlichte er ein Buch, das u.a. die folgenden "Andalusischen Sprüche" enthielt:

1
Meine Lieb´ ist wie ein Teller,
Ist der eine zerbrochen,
Kommt ein andrer an die Stelle.

2
Rosenstock erzieht die Rose
Und der Blumentopf die Nelke
Und ein Vater seine Tochter
Ohne daß er weiß, für wen.

3
Drei Jahr ist sie fort,
Da frug mich die Erde
Hast du sie vergessen?
Ich sagte Nein!

4
Wenn ihr je nach mir suchen solltet,
Sucht mich in dem heißen Süden,
Sucht mich bei den braunen Mädchen
Unter Blumen, unter Blüthen.



Wer an diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch erinnert werden möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

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