Mittwoch, 18. Februar 2009

Surfin´Cologne (2)

Der betrunkene Indianer

Im Radio lief ein trauriges Lied. Es handelte von einem „drunken indian“, einem betrunkenen Indianer. Sein Name war Ira Hayes.
Es gibt ein trauriges Indianerlied von Hank Williams. Koo-Liga ist eine Schnitzfigur, die das weibliche Pendant im anderen Regal anbetet, sich ihm aber – als statisches Holzmännchen – niemals nähern kann. Irgendwann wird das Mädchen verkauft und der „poor ol´indian“ bleibt mit gebrochenem Herzen zurück.
Hank Williams wurde 1923 geboren, im selben Jahr wie der Pima-Indianer Ira Hayes. Dieser nahm im Februar/März 1945 an der ebenso legendären wie blutigen Schlacht um die Insel Iwojima teil. Als er schließlich mit einigen Kameraden die amerikanische Flagge hisste, drückte der Kriegsfotograf Joe Rosenthal auf den Auslöser. Das Bild wurde weltberühmt und die Fahnenträger zu Helden. Ira Hayes, gerade 22, wurde zu Propagandazwecken zurück in die Heimat beordert und herumgereicht.
Irgendwann jedoch verblasste der Ruhm, und der schwer traumatisierte Hayes kehrte zurück in sein Indianerreservat. Er verfiel dem Alkohol. 1953 starb Hank Williams, die Todesursache war ein Herzinfarkt in Folge von übermäßigem Alkoholgenuss. Zwei Jahre später, am 24. Januar 1955, nach einer Nacht voller Schnaps, Kartenspiel und Prügeleien, fand man Ira Hayes tot in einem Graben nahe seinem Haus. Hayes lag in seinem eigenen Blut und Erbrochenen, er war erfroren.
Wieder ein paar Jahre darauf schrieb der Liedermacher Peter La Farge seinen berühmtesten Song: „The Ballad of Ira Hayes“, die Geschichte des „Whiskey drinkin´ Indian“ und „Marine that went to war“. Er wurde von Größen wie Bob Dylan und Johnny Cash interpretiert, die ergreifendste Version stammt allerdings von Townes van Zandt. Das war die, die ich im Radio hörte. Wie Williams, Hayes und La Farge erlag auch van Zandt später seinem Alkoholismus.
1968 veröffentlichte Edward Kienholz sein Kunstwerk „Portable War Memorial“, das die berühmte Fahnen-Szene von Iwojima nachstellt, den größten Moment im Leben des Ira Hayes. Es war das selbe Jahr, in dem Iwojima von den Amerikanern zurück unter japanische Obhut gegeben wurde.
Das Tragbare Kriegerdenkmal steht heute in der Pop-Art-Abteilung des Museum Ludwig. Wer daran vorbeikommt: Ira Hayes ist der hinterste der Männer.



Wer diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch zugeschickt bekommen möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

Keine Kommentare: