Mittwoch, 20. August 2008

Coloniales (1)

Adenauergrün

Wer in New York aufwächst, für den sind alle Taxis gelb. Wer in Köln geboren wird, für den sind alle Brücken grün.

Zum ersten Mal aufgefallen ist mir das vorigen Freitag. In der Deutzer Brücke lief eine Ausstellung, Subkulinaria, es ging um Kunst und Essen. Einer der Teilnehmer lag vor einem Topf, in dem Reis köchelte. Der ganze, ewig lange Raum roch danach, und wenn man dort übernächtigt-hungrig hindurchlief, war das ein echtes Problem. Zum Glück verfügt der Brückenbauch über ein paar Fenster. Winzig sind sie und vergittert, aber sie offerieren Frischluft und zugleich einen atemberaubenden Blick. Der Rhein, steil unten, präsentiert sich hier als uferlose Wassermasse, wild wogend und schwindelerregend. Und dann hebt man also den Kopf, sucht den blauen Himmel, aber findet: Grün.

Die Deutzer Brücker ist ein Zwitter. Bei ihrer Erweiterung 1976 baute man der alten Stahlkonstruktion flussaufwärts eine aus Spannbeton daneben. Das ist die, die heute begehbar, weil hohl ist. Aber da die Fensterchen nur flussabwärts sitzen, versperren die grünen Stahlrippen des Altbaus den Himmelsblick. Wie der Grüngürtel verdankt sich auch das Kölner Brückengrün dem Ex-OB Adenauer. Er hatte sich diese Farbe zur Einweihung der Mülheimer Brücke 1929 gewünscht, und die Bayer AG erhielt den Auftrag, sie zu entwickeln. Chemisch ausgedrückt entstand dabei ein Chromoxidgrün auf der Basis künstlich-anorganischer Pigmente mit der Formel Cr2O3. Es gilt als besonders lichtbeständig und wetterfest. Weil auch alle weiteren städtischen Brücken damit bestrichen wurden, bewarb man es in Leverkusen bald unter dem Namen Kölner oder Adenauergrün.

Brücken schlagen Bögen und dieser Text jetzt auch, so elegant wie möglich: Der Vorgänger der Deutzer, die Hindenburgbrücke, stammt nämlich von 1915. Im selben Jahr gründete der slowakische Emigrant John Daniel Hertz in den USA ein Taxi-Unternehmen, das ihn reich und berühmt machen sollte. Analog zu jener Farbe, die laut zeitgenössischen Studien auch auf große Entfernung noch auffällig wirkte, nannte er es: Yellow Cab Company.

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